Eine dritte Wanderung entlang der Grenze zwischen Unter- und Obermusbach, sowie KlosterreichenbachEine Wanderung an der West-Grenze von Obermusbach von der Gallushütte bis zur Bengelbruck.Alle alten Grenzsteine, so auch diese, sind geschützt und stehen
unter Kleindenkmalschutz. Sie dürfen nicht beschädigt und entfernt werden.
Dies war auch in früherer Zeit so. Wir lesen deshalb in einem
Handbuch für den Wald- und Feldschütz aus dem Jahre 1904 folgendes: "Mit
Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen wird bestraft, wer
unbefugt im Walde Marksteine, Grenzsteine, Vermessungszeichen von ihrer
Stelle entfernt, vernichtet oder unkenntlich macht."
Hierzu sei bemerkt, dass 60 Mark dem Monatslohn eines Arbeiters
entsprachen. Bereits im Lagerbuch des Kloster Reichenbach von 1427 ist diese Grenze beschrieben. Im Jahre 1557 wurde sie dann durch die Fürsten von Württemberg und Baden-Eberstein bestätigt. Ebenfalls wurde sie noch einmal im Lagerbuch des Klosteramtes Reichenbach nach dem 30jährigen Krieg im Jahre 1667 beschrieben. In dieser Zeit, kurz vor Beginn des 30jährigen Krieges, aber bereits nach der Annektierung des Klosters durch den Fürsten von Württemberg im Jahre 1595 wurden 1606 die Grenzsteine gesetzt, die heute noch stehen und die wir auf unserer Tour besichtigen wollen. |
Die erste Grenzwanderung vom Musbacher Sportplatz bis zur Gallushütte
wollen wir fortsetzen.
Dieser weitere Verlauf ist ein besonderes Stück, da er auf der
anderen Seite der Bundesstraße B294, der Wasserscheide, verläuft.
Diese Grenze verlief 1427 bis in den Scheidgrund im
Reichenbacher Tal, wurde aber offensichtlich im Laufe der Zeit weiter nach
Westen verlegt, so dass sie heute im Abstand von etwa 50 bis 200 m
parallel westlich der Bundesstraße verläuft.
Im September 2011 haben meine Frau und ich den Grenzverlauf gesucht
und die noch bestehenden Grenzsteine fotografiert. Die Wanderung ging
teilweise durch dichtes Unterholz und vom Sturm Lothar verwüstete Flächen,
war somit etwas beschwerlich. Wir können deshalb auch nicht sagen, ob
wir alle noch bestehenden Grenzsteine gefunden haben.
Auf dieser Seite haben wir zur besseren Übersicht nur einige Fotos
dargestellt und beschrieben.
Zum Verständnis des Grenzverlaufes hier eine alte Karte von Musbach,
wobei die Grenze von Obermusbach blau eingezeichnet und der beschriebene
Grenzverlauf eingekreist ist.
Vom Waldstück Gallushütte, dem Endpunkt der ersten Wanderung, haben
wir die Grenzsteinsuche fortgesetzt.
![]() Grenzstein im Bereich Gallushütte
Als erstes geht es über den Gallushüttenweg bis zur
Bundesstraße.
Auf diesem Wegabschnitt haben wir keine Grenzsteine gefunden,
wahrscheinlich sind sie mit dem Waldwegeausbau verfüllt worden.
Nach Querung der Bundesstraße stoßen wir auf einen Waldweg, der ins
Reichenbacher Tal führt. Hier steht direkt neben der Bundesstraße der
erste Grenzstein. Dies ist ein großer Stein, an dem die Grenzen von
Untermusbach, Obermusbach, Frutenhof und Klosterreichenbach
zusammenstoßen.
Wir folgen den rechten Weg, entsprechend der Markierung auf den
Grenzstein, und kommen nach etwa 200 m zu einer Kombination aus zwei
Steinen, von denen einer von 1606 ist und die Nummer 83 trägt. Diesen
Stein Nr. 83 finden wir auch in der Beschreibung der Weitreiche
des Flecken Obermusbach im Lagerbuch von 1667. Der jüngere rechte Stein hat die
laufende Nr. CLR 11, wobei CLR für
CLoster Reichen steht. Bei unserer
Grenzwegbeschreibung lesen wir , dass an der Grenze zu Pfalzgrafenweiler
alte Grenzsteine mit der Beschriftung CLR aus dem Jahr 1557 stammen. Die
auf unserem Weg mit CLR gekennzeichneten Grenzsteine haben teilweise als
Jahreszahl 1747 eingeschlagen. Es sind vermutlich neuere Kopien der alten
Steine von 1557.
In einer Grenzbeschreibung aus dem Jahr 1777 finden wir hier die
Steine wieder.
Der linke Stein mit der Nr. 83 wurde in der Grenzbeschreibung des
Lagerbuches von 1667 beschrieben.
Auf dem Kopf des rechten Steines sehen wir den weiteren Grenzverlauf.
Die Grenze weiter geradeaus verläuft und eine Grenze rechtwinklig
abzweigt. Wir folgen der rechtwinklig abzweigenden Grenze.
Die Grenze verläuft hier entlang eines Entwässerungsgraben, ist
jedoch teilweise zugewachsen.
Nach einiger Zeit finden wir einen liegenden Grenzstein aus
dem Jahr 1747. Wir konnten leider die Nr. nicht freilegen, gehen
aber davon aus das er die Nr. 12 hat da anschließend die
13 folgt.
Die Grenze verläuft weiter durch einen unwegsamen Graben und etwa 100
m folgt der Grenzstein Nr. 13.
Der freigeschlagene aber wilde Grenzverlauf im
Graben Im weiteren Verlauf stehen zwei unbeschriftete kleine
Grenzsteine und dann der Grenzstein Nr. 14 an dem
die Beschriftung schlecht lesbar ist, der aber der Bauart nach von 1747
stammt.
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Dann verlieren wir den Grenzverlauf und befinden uns nach einem Kampf
durch niederigen Bewuchs und einem Schotterweg an der Bundesstraße.
Nachdem wir den Grenzverlauf erst vom anderen Ende verfolgt haben,
finden wir den Anschluß und setzen in dieser Beschreibung deshalb den
Weg an der Abbruchstelle fort. Da der Fichtenbewuchs sehr dicht steht
können wir keine Orientierungshilfe geben. Am besten nimmt man ein
GPS_Gerät zur Hilfe und verfolgt in gerader Linie den weiteren
Grenzverlauf.
Nach einiger Suche findet man den Grenzstein Nr.
15.
Wir folgen der Kerbe auf dem Stein und finden einen kleinen
Privatstein mit nebengesteckten Stangen und dann den Grenzstein
Nr. 16 auf dem Gipfel-(Plateau) des Kienberges. Hier
macht der Grenzverlauf einen Knick in Richtung Bundesstraße
(Igelsberg).
![]() Der Grenzstein 16 auf dem Kienberg Hier befinden wir auf dem höchsten natürlichen Punkt von
Musbach. Höher sind nur noch das Windrad und der Müllberg
"Bengelbruck".
Wir suchen die Fortsetzung der Grenze in Richtung Nord in einem
Graben. Nach 100 m in diesem Graben kommen wir zu einem weiteren
Grenzstein. Dieser Stein hat keine Nummer sondern nur Hofmarken. Es
müsste eigentlich der Stein mit der Nr.17 sein. Dieser ist
vermutlich verloren gegangen.
![]() Statt der Nr. 17 ein Stein mit Hauszeichen
Dieser Grenzstein steht etwa 5 m neben einem Schotterweg und einem
Jägerstand. Die Reste eines alten Jägerstandes sind neben dem Grenzstein
geworfen.
Der Grenzverlauf geht auf der anderen Seite des Schotterweges weiter
auf der rechten Seite eines Grasweges.
Wir folgen dem Grasweg und kommen zu einen weiteren Grenzstein mit
Hofmarken am Wegrand.
![]() Stein mit Hauszeichen
Nach etwa 100 m finden wir den Grenzstein Nr.
18 von 1747.
![]() Nr. 18
Als nächstes und letztes finden wir am Wegesrand etwas versteckt
einen Stein mit Hofmarken.
![]() Der letzte Stein auf unserer Wanderung
Nach wenigen Metern stehen wir auf einen gepflasterten Waldweg.
Rechts sehen wir die Bundesstraße und die Einmündung der Landstraße L409
von Obermusbach kommend. In umgekehrter Richtung kann die Wanderung auch
von hieraus begonnen werden.
Der Grenzverlauf quert hier auf dem Schneschlaif neben dem
Waldweg die Bundesstraße (Schneschlaif = Wasserscheide) zurück zur
Musbacher Seite.
Ein kleiner Grenzgraben verläuft dann durch das Wäldle schräg zur
Mülldeponie.
Hier steht ein breiter schwarz beschrifteter Stein auf weißen Grund.
Leider ist die Schrift nicht lesbar. Auf dem Steinkopf ist der
Grenzverlauf eingekerbt und eine 14 eingeschlagen.
Etwa 30 m weiter liegt ein Grenzstein auf dem an drei Seiten
Hofmarken sichtbar sind.
Die alte Grenze verläuft dann über das Gelände der Mülldeponie
Bengelbruck. Dieses Gelände heißt bereits 1425 die Krähenhart und die
höchste Stelle ist mit 760 m nur 3 m niederiger als der Kienberggipfel.
Diesen Verlauf können wir hier nicht folgen. Wir werden die
Grenzsteinsuche ein anderes Mal auf der anderen Seite des Deponiegeländes
weiter verfolgen.
Im Bereich der Einmündung der L402 lag am Waldrand noch ein Stein
der mit einem K und der Nr. 41 gezeichnet ist. Dieser Stein wurde
sichergestellt und am Musbacher Sportgelände neben dem Wanderertreff
aufgestellt.
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